Wie Talente zum Blühen gebracht werden

Hochschulen nehmen eine immer wichtigere gesellschaftliche Rolle ein, da sie Master-Studenten wie David Yenicelik ein f?rderliches Umfeld bieten. Als Mitbegr¨¹nder von Skilllab entwickelt Yenicelik k¨¹nstliche Intelligenz, die Fl¨¹chtlingen dabei helfen soll, sich in den ?rtlichen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Vergr?sserte Ansicht: David Yenicelik (Photograph: Florian Bachmann / ETH Zurich)
David Yenicelik (Photograph: Florian Bachmann / ETH Zurich)

Neue Sprachen, kulturelle Normen sowie Gesetze und Vorschriften stellen auch die erfahrensten Weltenbummler vor eine Herausforderung, wenn sie sich in einem neuen Land niederlassen. Fl¨¹chtlingen, die vor Gewalt und Verfolgung fliehen, erscheinen diese H¨¹rden oft un¨¹berwindbar. Als 2015 mehr als eine Million Migranten und Asylsuchende die Grenzen der EU-Mitgliedsl?nder st¨¹rmte, nahm sich David Yenicelik vor, zumindest einen Beitrag zu leisten, um die Fl¨¹chtlingskrise zu l?sen, indem er Migranten dabei helfen wollte, sich vor Ort besser zurechtzufinden.

Der t¨¹rkisch-deutsche Doppelb¨¹rger wuchs in Ankara auf, zog im Alter von 16 Jahren nach M¨¹nchen und begann mit 17 ein Hochschulstudium in der Schweiz. Obwohl er nie vor einer Gewaltherrschaft fliehen musste, versteht er die oft untersch?tzten Herausforderungen, mit denen es Fl¨¹chtlinge bei der Integration in einem neuen Land zu tun haben, und er f¨¹hlt mit ihnen.

Als 21-j?hriger Master-Student arbeitet Yenicelik bereits als leitender Datenwissenschaftler f¨¹r Skilllab, ein Unternehmen, das er gemeinsam mit Ulrich Scharf und sieben weiteren motivierten jungen Menschen gegr¨¹ndet hat. Wie Google k¨¹rzlich bekannt gab, geh?rt Skilllab zu den Gewinnern der Google AI Impact Challenge. Als eines von 20 Unternehmen (von 2600) erh?lt Skilllab damit einen Teil des 25 Millionen Dollar schweren F?rderbetrags zur L?sung gesellschaftlicher Probleme. Dank seines Fachwissens zur k¨¹nstlichen Intelligenz ist Yenicelik bei Skilllab f¨¹r die Entwicklung und den Einsatz von Algorithmen f¨¹r das maschinelle Lernen verantwortlich. Diese nutzt das Unternehmen, um Fl¨¹chtlingen bei der Integration in den ?rtlichen Arbeitsmarkt zu helfen - ein Ziel, das Yenicelik besonders am Herzen liegt.

Seinen bisherigen Erfolg f¨¹hrt Yenicelik unter anderem auf drei Faktoren zur¨¹ck, mit denen die ETH Z¨¹rich ein f?rderliches Umfeld schafft: Sie motiviert Studierende, leitet sie an und f?rdert die gegenseitige Vernetzung, was Yenicelik bei seiner pers?nlichen Entwicklung sehr hilfreich war. ?Ich liebe diesen Ort!?, sagt er.

Motivation

Talentierte und durch ihren Wissensdrang motivierte Studenten wie David Yenicelik erreichen schon aus eigenem Antrieb viel. Mit Unterst¨¹tzung und den richtigen Ressourcen k?nnen sie aber noch viel gr?ssere Erfolge verbuchen. Als Teenager verbrachte Yenicelik Zeit mit seinen Freunden, spielte Gitarre und widmete sich dem Kampfsport, aber er war auch ein kleines Mathegenie und besessen von Algebra. Dies brachte ihn dazu, schliesslich Informatik und Datenwissenschaften zu studieren.

Bereits w?hrend seiner Schulzeit in der T¨¹rkei konnte er seiner Leidenschaft f¨¹r die Mathematik fr?nen. Aber erst die M?glichkeiten und Ressourcen, die ihm an der ETH Z¨¹rich offenstanden, erlaubten es ihm, sich ganz dieser Leidenschaft zu widmen. ?Stellen Sie sich vor, dass ich als Student auf modernste medizinische KI-Algorithmen zugreifen und diese sogar weiterentwickeln konnte. Ich f¨¹hlte mich wirklich best?rkt?, so David Yenicelik.

An der ETH Z¨¹rich war er von gleichgesinnten Studierenden und Forschenden umgeben, selbst solchen, die von Grosskonzernen wie Google, Sony oder Microsoft abgeworben worden waren. Schnell merkte er, dass seiner Generation tats?chlich die Welt zu F¨¹ssen liegt, und schrieb sich f¨¹r eine Reihe von Kursen aus anderen Fachbereichen ein ¨C ein Privileg, das nur wenige andere Hochschulen ihren Studierenden bieten. F¨¹r den wissensdurstigen Yenicelik, der viel Neues beim Herumst?bern im Internet lernte, wurde ein Traum wahr. W?hrend er in verschiedene Kurse hineinschnupperte, traf er auf Entrepreneurship-Professor Bart Clarysse. Dieser half Yenicelik, seine noch recht allgemeinen Ideen zur L?sung der Migrationskrise zu spezifizieren und sich dabei auf die Ideen zu konzentrieren, die wirklich umsetzbar waren.

?ber die ETH kam er auch mit f¨¹hrenden Forschern aus dem Bereich der KI in Kontakt, wie den Professoren Thomas Hofmann und Andreas Krause, die ihn beide inspirierten und darin anleiteten, moderne Techniken aus dem Bereich des maschinellen Lernens auf sein gesellschaftliches Ziel zu ¨¹bertragen. ?Krauses konsequenter und f¨¹rsorglicher Umgang mit seinen Studierenden trug zu einem vertieften Verst?ndnis des Themas bei?, so Yenicelik.

Anleitung

Krause und Clarysse motivierten Yenicelik, sich nicht mit dem Status quo zu begn¨¹gen. Auch Roland Siegwart erm?glichte es Yenicelik und weiteren Studierenden, ihre Idee in der Swissloop Association einzubringen. Dabei handelt es sich um ein Team von Studierenden, das an einem Hyperloop-Pod arbeitet, der Transporte mit bis zu 450 km/h durch ein Vakuumr?hrensystem erm?glichen soll.

Siegwart, Frank G¨¹rkaynak, ein leitender Wissenschaftler der ETH Z¨¹rich, und viele andere wirkten als Mentoren und stellten Ressourcen wie einen leeren Hangar auf dem fr¨¹heren Milit?rflugplatz D¨¹bendorf zur Verf¨¹gung. Zusammen mit Carl Friess machte Yenicelik Swissloop zum Unternehmen und vergr?sserte das Team, das urspr¨¹nglich nur aus einer Handvoll Ingenieuren bestand, auf etwa 60 Mitarbeitende. Sp?ter wurde das Ganze im Rahmen eines Studienfokusprojekts in das Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH eingegliedert. Seither hat Swissloop dreimal am Hyperloop-Wettbewerb in Kalifornien teilgenommen und schaffte es dabei zweimal aufs Siegerpodest.

Aber nicht nur Professoren sind Mentoren. Mitarbeitende wie Romana Mayer, die Projekte f¨¹r das B¨¹ro f¨¹r internationale Angelegenheiten der ETH leitet, brachte Yenicelik mit der Clinton Global Initiative for Universities (CGIU) zusammen. Die gemeinn¨¹tzige Organisation f?rdert und unterst¨¹tzt sozial ausgerichtete Unternehmen, die mit ihrer Arbeit die Welt positiv beeinflussen. Yenicelik arbeitete mit Michael Yared zusammen, einem Studenten aus dem Libanon, der ebenfalls Informatik studiert. Zusammen setzten sie sich in einem Feld von sieben Wettbewerbern durch, das sich um die Finanzierung einer Reise zur Jahresversammlung der CGIU in Boston beworben hatten, wo das Projekt Spark aufgegleist wurde. Dieses hat zum Ziel, ein neues Bildungssystem zu schaffen, das Technologie und moderne Forschungsmethoden nutzt, damit einige der ?rmsten L?nder der Welt wirksamer und zu minimalen Kosten mehr Studierende unterrichten k?nnen.

Netzwerk

Hochschulen spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Gesellschaft, da sie begabte junge Menschen f?rdern und den Zugang zu Organisationen wie der CGIU sowie zu offiziellen und informellen Studentenvereinigungen und Mentoren bieten, zu denen die Studierenden n¨¹tzliche berufliche Beziehungen aufbauen k?nnen.

Ulrich Scharf und einige der Mitbegr¨¹nder des Skilllab wurden durch Yeniceliks Arbeit f¨¹r eine Initiative zur Integration von Fl¨¹chtlingen in Z¨¹rich auf den jungen Wissenschaftler aufmerksam. ?Beeindruckt von seinem Engagement sowie seiner Leidenschaft f¨¹r gute Ingenieurskunst, machten wir David trotz seines jungen Alters schnell zu einem wichtigen Teil unseres Teams und zum Mitbegr¨¹nder. Heute ist das von Yenicelik geleitete Data Engineering von Skilllab insbesondere auf k¨¹nstliche Intelligenz ausgerichtet? so Scharf.

Yeniceliks Meinung nach bedeutet Vernetzung, vor allem wenn es um soziales Unternehmertum geht, dass man junge Talente ins Boot holt, eine einheitliche Richtung vorgibt und ?alle auf eine gemeinsame Vision einschw?rt?. F¨¹r ihn geht es im Leben nicht ums Geldverdienen, sondern vielmehr darum, ?mit Freunden Musik zu machen?. Yenicelik dr¨¹ckt ¨C vielleicht etwas altruistisch ¨C seine Werte durch Projekte aus, wobei er seiner eigenen Philosophie und seinen Grundprinzipien folgt. Er hat sich f¨¹r die Arbeit mit Fl¨¹chtlingen entschieden, weil er damit den gr?ssten Einfluss auf ein soziales Problem nehmen konnte, das sonst wenig positive Aufmerksamkeit erh?lt und die Regierungschefs dieser Welt vor R?tsel stellt.

Yenicelik zufolge bietet die Schweiz im Vergleich zu anderen L?ndern eine Vielzahl an M?glichkeiten. ?Die Menschen bestimmen, wie sich ein Land oder Staat entwickelt?, erkl?rt er, ?und ich m?chte meinen Beitrag sowohl in der T¨¹rkei als auch hier in Europa leisten?.

THE World Academic Summit an der ETH Z¨¹rich

Times Higher Education bringt vom 10. bis 12. September 2019 akademische Experten und Wirtschaftsf¨¹hrer aus aller Welt an die ETH Z¨¹rich zum World Academic Summit. Das Tagungsthema ist, wie Talente am besten gef?rdert werden.

Weitere informationen: /en/the-eth-zurich/global/eth-global-news-events/2019/02/eth-zurich-hosts-the-world-academic-summit.html

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